Der Vorname  – Matthieu Delaporte, Alexandre de la Patellière

Man kann ja über alles reden. Bei gutem Wein und internationaler, postkolonialer Küche in gediegenem Ambiente unter guten Freunden und Verwandten sollte es eigentlich kein Thema geben, dem man sich nicht mit der gebührenden intellektuellen Distanz nähern kann. Als Vincent, erfolgreicher und triumphierender Immobilienmakler, an diesem Abend zu Gast bei seiner Schwester Elisabeth und ihrem Mann Pierre, sie Französischlehrerin, er Literaturprofessor, behauptet, seinem Sohn den Vornamen Adolphe geben zu wollen, ist das allerdings ein erster Härtetest für die Regeln zivilisierter Konversation. Die Grenzen dessen, was als tolerierbar gilt, sind denn doch ein wenig enger gesteckt, als das bürgerliche Selbstverständnis das im Alltag wahrhaben will. Zur endgültigen Eskalation kommt es allerdings erst, als sich herausstellt, dass nicht nur in der Weltgeschichte, sondern auch in der jüngsten Familiengeschichte Sprengstoff lagert. Vincent: «Ich werde nicht aus Konformismus zurückweichen. Ich werde ausbrechen. Ich werde mich mitten auf die Strasse vor die Panzer stellen, wie der chinesische Student auf dem Platz des Himmlischen Friedens. Ich werde zu Hitler sagen: Du hast uns das Elsass und Lothringen genommen, aber du wirst uns nicht unsere Vornamen wegnehmen.»

Produktion: Theater Tropfstei Ruswil 2014, Kulturraum am Märtplatz Ruswil
Schauspiel: Nina Kurmann, Philipp Hodel, Zora Schelbert, Res Helfenstein, Mias Bachmann, Stimme: Cecile Stirnimann
Regie, Bühnenbild, Soundtrack: Reto Bernhard
Regieassistenz: Simone Wüest
Mundartfassung: Kurt Bösch
Kostüme: Andrea Vonarburg
Licht: Markus Güdel
Fotos: Ingo Höhn